Geschichte, gegenwärtiger Stand und künftige Perspektiven der Qualitätszüchtung bei Zuckerrüben – Teil 2

Die Qualitätszüchtung bei Zuckerrüben dient der Verbesserung ihrer technischen Qualität und damit einer wirtschaftlichen Zuckererzeugung ohne andere Leistungsmerkmale wie Ertrag, Resistenzen usw. negativ zu beeinflussen. Sie hat eine Geschichte, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht und ab Mitte der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts systematisch und auf bestimmte qualitätsbestimmende Merkmale hin gezielt durchgeführt wird. Ihre Erfolge zeigen sich in langfristigen Zuckerrübenstatistiken, in den jährlichen Wertprüfungsergebnissen des Bundessortenamtes, in vergleichenden Sortenversuchen (regionale und überregionale Sortenprüfungen), im praktischen Zuckerrübenanbau, im aktuellen Zuchtmaterial der Zuckerrübenzüchter und nicht zuletzt in den Zuckerfabriken. Die Fortschritte in der serienmäßigen Rübenanalytik haben dabei den entscheidenden Beitrag zur Steigerung des Selektionserfolges und damit zu besseren Sorten geleistet.

Die theoretischen und methodischen Voraussetzungen (Qualitätsbewertung und Qualitätsanalytik) für eine systematische Qualitätszüchtung bei Zuckerrüben und ihre geschichtliche Entwicklung werden einleitend vorgestellt. Dabei wird insbesondere auf die in den USA Anfang der 50er Jahre einsetzenden züchterischen Arbeiten zur Verbesserung der Saftqualität (clear juice purity) von Zuckerrüben durch Verminderung des Alkali- (Kalium- und Natrium) und löslichen Stickstoffgehaltes (einzelne Aminosäuren, Glutamin, a-Amino-N usw.) eingegangen. Diese Arbeiten brachten seit Beginn der Qualitätszüchtung die größten Fortschritte bei der Aufklärung ihrer wissenschaftlichen Grundlagen (Merkmalskorrelationen, Heritabilitäten usw.).

Der gegenwärtige Stand der Qualitätszüchtung bei Zuckerrüben in Deutschland wird an der langjährigen Entwicklung von Zuckergehalt und Zuckerertrag (seit 1850), an Bundessortenamtsversuchen (Wertprüfungen der jeweils neuesten Sorten seit 1972) sowie an eigenem Zuchtmaterial (Experimentalhybriden aus dem europäischen Anbau von 1979 und 1997) aufgezeigt und diskutiert. Der seit 1972 beobachtete Rückgang der Alkali- und Amino-N-Gehalte ist neben anderen Einflüssen das Ergebnis der züchterischen Zielsetzung und Arbeit zur Verbesserung der technischen Qualität der Zuckerrübensorten. In unmittelbarem Zusammenhang mit dieser Entwicklung steht offenbar eine kontinuierliche Abnahme der Alkalitätsreserven der Rüben, was einen Teil der bisherigen Erfolge in der Qualitätszüchtung (Verringerung des Standardmelasseverlustes) in Frage stellen könnte, wenn nicht Gegenmaßnahmen (stärkere Verringerung der löslichen N-Fraktion gegenüber dem Alkaligehalt) zur Vermeidung von Alkalisierungsmittelzusätzen (Soda oder Natronlauge) in den Fabriken eingeleitet werden.

Auf die in der Zuckerrübenzüchtung gegenwärtig angewendeten bzw. zur Verfügung stehenden Selektionskriterien und -strategien wird wegen ihrer praktischen Bedeutung für die Qualitätszüchtung besonders eingegangen. Dabei werden auch neuere Vorstellungen über die Qualitätsbewertung von Zuckerrüben (Nichtzuckerkonzept) mit in die Betrachtungen einbezogen.

In einem Ausblick werden verschiedene gentechnische Ansätze vorgestellt, die zur Lösung bestehender Probleme in Zusammenhang mit der technischen Qualität von Zuckerrüben (Verringerung der Saccharoseverluste während der Lagerung, der Stickstoffakkumulation u.a.m.) beitragen könnten.

Part 1: 2000-591-602.pdf

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Language: German

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