Der Weg zu einheitlichen Methoden der Zuckeruntersuchung

Einleitung Die Ware Zucker aus den Kolonien wurde jahrhundertelang nach Sorten gehandelt, die meist auch die Herkunft kennzeichneten. Dabei wurde zwischen dunklen und hellen bzw. gedeckten Zuckern unterschieden. Die Raffinerien bewerteten den Zucker visuell nach der Farbe, dunkle Sorten erzielten niedrige Preise. Mit dem Aufblühen der Rübenzuckerindustrie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gewann auf dem Kontinent der Zuckerexport insbesondere nach Großbritannien steigende Bedeutung. Obwohl Analytik und Polarimetrie eine objektive Bestimmung der Rohzuckerqualität ermöglichten, differierten die Ergebnisse, da Methoden und Geräte der Zuckeruntersuchung unterschiedlich waren. Auf dem Gebiet des deutschen Zollvereins wurde 1869 die erste Vereinbarung über die Anwendung einheitlicher Methoden für Zuckeruntersuchungen beschlossen. Da internationale Standards fehlten, arbeiteten die Chemiker in den verschiedenen Ländern nicht mit einheitlich geeichten Instrumenten sowie gleichen Verdünnungen, Maßeinheiten und Temperaturen. Insbesondere bei der polarimetrischen Zuckerbestimmung ergaben sich Differenzen, die dem internationalen Zuckerhandel Schwierigkeiten bereiteten. Nach 1880 wurde der Wunsch nach einer internationalen Vereinbarung über die Anwendung einheitlicher Untersuchungsmethoden immer stärker. Zuckerfabrikanten und Handelschemiker der am Export beteiligten Länder diskutierten die Probleme auf internationalen Kongressen. Gefordert wurde die Graduierung und Eichung der Instrumente sowie die Arbeitstemperatur von 20 °C und die Gründung einer internationalen Kommission zur Vereinheitlichung der Methoden. Der Vorschlag Herzfelds, die Polarisationsapparate mit Normalquarzplatten zu justieren, die international geprüft sind, führte 1897 zum Ziel.

Entwicklung der Zuckeranalytik und der Zuckerbewertung

Die erste analytische Zuckerbestimmung in Pflanzensäften führte der Entdecker des Rübenzuckers, der Berliner Chemiker Andreas Sigismund Marggraf, vor 250 Jahren durch. Mit Hilfe der alkoholischen Extraktion erhielt er einen Sirup, in dem sich beim Eintrocknen Zuckerkristalle bildeten [1]. Handel und Verbraucher beurteilten bis vor etwa 150 Jahren die Qualität des Hutzuckers nach Aussehen sowie nach Härte und Klang. Durch wiederholtes Raffinieren des Zuckers konnte besonders weißer und glänzender Hutzucker gewonnen werden. Mindere Sorten waren fleckiger, brauner und weicher Zucker. Die Zuckerraffinerien kauften den importierten Rohrrohzucker auf Versteigerungen, dabei wurden in Amsterdam und Rotterdam sieben Sorten unterschieden [2]: dunkelbraun, braun, hellbraun, blond oder gelb, grau, halbweiß und weiß. Da diese Einteilung viel Spielraum für Meinungen ließ, wurden zunächst 21, später nur 18 Standard- Muster zusammengestellt, die erstmals 1839 auf Zuckerauktionen in Holland als Basis galten. Um die Standard-Muster vor dem Verderben zu bewahren, wurden sie in geschlossenen Blechbüchsen aufbe-

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